Lehmbautechniken sind seit mehr als 9000 Jahren bekannt und noch heute lebt etwa ein Drittel der Erdbevölkerung in Lehmhäusern.

In den meisten Gebäuden, die hierzulande vor 1950 errichtet wurden, findet sich Lehm zumindest in Innenwänden und teilweise in den Geschossdecken wieder. In den meisten Fachwerkhäusern ist Lehm in Form von Ziegeln vermauert oder als Gefach mit gehäckseltem Stroh o.a. vermischt und dann auf ein Weidengeflecht oder Holzstaken aufgebracht. Daneben existiert auch die Stampflehm-Bauweise (eine erdfeuchte Lehmmischung wird in einer Schalung verdichtet), in der 1999 die Kapelle der Versöhnung in Berlin erbaut wurde.

1971 wurde die DIN 18951 vom Januar 1951, die bereits seit 1944 als "Lehmbauordnung" in Kraft trat, ersatzlos zurückgezogen.

Anfang der 80er Jahre wird Lehm als umweltfreundlicher und gesunder Baustoff langsam wiederentdeckt. Heute kann man von einer Renaissance des Lehmbaus sprechen. Lehm wird aus wieder eröffneten oder neuen Lehmgruben abgebaut und von Materialherstellern zu den verschiedensten Fertigprodukten veredelt. Bei der Verarbeitung gibt es im Prinzip keinen Unterschied zu kalk- und zementhaltigen Baustoffen.

Einige sehr positive Eigenschaften gegenüber Kalk/Zement, die ihn für ökologisches Bauen interessant machen sind:

- Lehm ist schadstofffrei und hautfreundlich (kann ohne Bedenken mit den Händen verarbeitet werden)
- Zur Aufbereitung und Verarbeitung wird sehr wenig Primärenergie benötigt
- Lehm wirkt Luftfeuchte regulierend und ist diffusionsfähig
- Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen Schädlinge
- Lehm konserviert Holz
- Lehm ist vollständig recyclebar, kostenlos
- Lehm speichert Wärme
- Lehm bindet Schadstoffe
- Lehm kann immer wiederverwendet werden

So schafft Lehm ein für den Menschen angenehmes und gesundes Raumklima. Im Sommer, wenn es draußen sehr heiß ist, sind die Räume in einem Lehmhaus angenehm kühl. Im Winter wirkt der Lehm Luftfeuchte regulierend und schützt vor zu trockener Raumluft.

Gerne wird Lehm zum Erbauen von Öfen verwendet, da Lehm wie die meisten schweren Baustoffe gute Wärmespeichereigenschaften besitzt.

Da Lehm nur physikalisch (und nicht chemisch, wie andere Baustoffe) abbindet, kann er auch bei erhitzten Bauteilen eingesetzt werden. Dies ermöglicht beispielsweise Boden- und Wandheizungen mit hoher Vorlauftemperatur, bei denen die Heizrohre unter Arbeitstemperatur verputzt werden müssen.



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